Ein junger Engelforscher als Straßenmaler:
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"Wenn heutzutage von Engeln die Rede ist, taucht häufig der Name von Uwe Wolff auf.
Auf seiner Homepage steht sogar die Bezeichnung 'Engelforscher'.
Eine merkwürdige Bezeichnung, die aus der Esoterik zu kommen scheint.
Aber der Begriff wurde von Wolffs Kindern erfunden,
die von ihren Spielkameraden gefragt wurden,
was der Vater den ganzen Tag am Schreibtisch mache."
Alfred Sobel. Konvertiten: katholisch geworden. Patmos Verlag 2024. S. 190.
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"Wolff, 68 Jahre alt, ein sanfter Mann mit ebenso sanft ergrautem Zopf,
hat griffige Beschreibungen für die Wesen, denen er seit Jahrzehnten viel Zeit seines Lebens widmet.
Zum Beispiel sagt Wolff, Engel seien die ‚Streetworker Gottes‘,
was gleich viel freundlicher klingt als der Ton alter Streitschriften.
Es ist ein Ton, in dem Wolff bereits etliche Bücher über Engel verfasst hat,
heitere Kulturgeschichten, unmissionarische Lexika.
‚Missionarisch‘, sagt Wolff, ‚ist immer missionärrisch.‘
Manchmal besucht Uwe Wolff, promovierter katholischer Theologe, Mönche in Klöstern,
um ihnen von Engeln zu erzählen, früher hat er Lehrer ausgebildet und kreatives Schreiben unterrichtet, am Literaturinstitut in Hildesheim, nicht weit von hier.
Sein Hund heißt Tobit, nach dem Mann aus der Bibel, der seinen Sohn auf eine Reise schickt,
unerkannt begleitet vom Erzengel Raphael.“
David Hugendick in „DIE ZEIT“ vom 20. Dezember 2023
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Ein sanft ergrauter Engelforscher:
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https://www.buechergilde.de/shop/produkte/17426x-engel
„Der erste Blick auf die opulente Anthologie mag irritieren. Der Einband ist pechschwarz, und an das „G“ des Titelwortes schmiegt sich ein kleines Wesen, das gewiss eher teuflisch denn himmlisch ausschaut. Die Innenseiten des Einbandes wiederum bilden auf jeweils zwei Seiten beide Sphären ab: höchst bewegliche, kleine Engelsgestalten und dunkle, gehörnte „Flecken“, die auf Teuflisches verweisen. Wer den Band studiert, merkt rasch, dass der Autor die ganze, ambivalente Engel-Tradition in den Blick nimmt: die alterslosen Bewohner der Ewigkeit („Engel sind ewige Jugendlichkeit, verbunden mit der Weisheit des Alters“) wie die „gefallenen“ Engel, die man weniger mit „Sphärenmusik“ denn mit Dämonen oder dem Blocksberg verbindet. Diese Anthologie, von A bis Z geordnet, lässt sich als eine Summa des Theologen und Kulturwissenschaftlers entgegennehmen. Für Uwe Wolff, 1955 geboren, wurden Engel zu einem Lebensthema.
(…)
Man mag an Engel „glauben“ oder nicht: Die Anthologie inspiriert und macht nachdenklich. Man kann sie als ein anspruchsvolles „Coffee table book“ sehen, zu dem wir immer wieder greifen, um der Schwere der Welt etwas Federleichtes, Beflügelndes zu entlocken.“
Eulenfisch Literatur 1/2024
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Ein Gespräch über mein Buch:
https://www.buechergilde.de/aktuelles-2023-wolff-interview
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Unter dem Radar
Das scheint die beliebteste Flugzone der Engel zu sein.
Der Kulturwissenschaftler Uwe Wolff
hat ihnen ein sorgsam illustriertes Buch gewidmet
von Barbara Hallensleben
Wenn ein Engelforscher ein Buch über Engel schreibt, ist das nicht weiter verwunderlich. Doch wenn Uwe Wolff, der Engelforscher, nach vielen, Büchern, Artikeln, Vorträgen und Interviews, ein Buch vorlegt, das schlicht den Titel „Engel“ trägt, dann ist Aufmerksamkeit angezeigt. Hier werden die Engel „von A bis Z“ behandelt. Diese literarische Form der Einteilung des Stoffs kennen wir spätestens seit Psalm 119, dessen Abschnitte in ihren Anfangsbuchstaben dem hebräischen Alphabet folgen. Oft wollte diese Struktur helfen, einen umfangreichen Lernstoff leichter zu behalten. Bei Uwe Wolff gibt es mehr als genug zu lernen – aber keine Sorge: Nie begegnen wir einem belehrenden Tonfall, und nie wird Expertenwissen mit einer Gebärde der Überlegenheit ausgespielt. Eher weckt der Autor Freude am spielerischen Entdecken von neuen Welten, besser gesagt: Er zeigt, wie reich, wie vielschichtig, wie überraschend, aber auch wie ernsthaft unsere eine Welt ist.
Wer das Buch liest, braucht keine theologische Vorbildung, nicht einmal eine christliche oder andere religiöse Überzeugung. Unverzichtbar ist allerdings ein gutes Stück Muße und die Bereitschaft, sich aus den Gewohnheiten des geronnenen Weltbildes und seiner standardisierten Umgangsformen herausführen zu lassen. Ständig lädt das Buch ein, mit Stoff und Autor in ein inneres Gespräch zu treten. Selten sind geschriebene Texte so voller Leben wie in diesem Buch – und am Ende mag man sogar vergessen, dass man gerade „nur liest“. Die Abschnitte (von wenigen Zeilen bis etwa vier Seiten) sind genau die Portionen, die im Tablet-Zeitalter verdaubar sind – und gleichzeitig von den Fesseln dieser Kommunikationsform entwöhnen.
Die „Büchergilde Gutenberg“, die das Buch publiziert, macht ihrer Verlagsidee alle Ehre: „Unsere Bücher gestalten wir mit sprühender Kreativität, Liebe zum Detail und geballter Expertise“, heißt es auf der Website. Man erhält ein Buch mit Festeinband, Fadenheftung, Einlegebändchen, blau eingefärbtem Schnitt – und voller Illustrationen von Sebastian Rether, aussagekräftig reduziert auf kleine Tuschzeichnungen, versehen mit einem Schuss Humor und stets mit der Leichtigkeit der Engel. Schon das Umschlagbild enthält eine Botschaft: auf schwarzem Hintergrund in weißen Buchstaben das Wort ENGEL – und der zentrale Buchstabe G wird gerade von einem kleinen Teufelchen erklommen. Was hier noch wie ein lustiger Kontrapunkt wirken könnte, wird im Buch selbst bitterer Ernst: Uwe Wolff, der nicht zuletzt das Schicksal der Anneliese Michel, die nach einem Exorzismus starb, literarisch aufgearbeitet hat, verharmlost an keiner Stelle die biblisch bezeugte Realität der Mächte und Gewalten des Bösen, mit denen nicht zu spaßen ist und denen man mit ethischen Normen nicht beikommt: „Im Angesicht des Bösen reicht eben guter Wille nicht aus“ – so zitiert Uwe Wolff Bundespräsident Steinmeier. Gerade weil er um das Leben als Anfechtung und Kampf weiß, wird der Schutz durch unsere himmlischen Begleiter umso wichtiger. So groß ist die Hoffnung, dass sie sich sogar bis zur Erlösung der gefallenen Engel weitet – und damit zum Gott der Liebe, der in Ewigkeit um seine Geschöpfe ringt. „Was aber geschieht, wenn der Satan keine Begnadigung annimmt?“
Das Verzeichnis der gewählten Stichworte lässt erkennen, dass es wirklich um das gesamte A bis Z des menschlichen Lebens geht. Neben klassischen Stichworten der Engellehre wie Cherubim und Seraphim, Elementargeister, Erzengel, Hölle, Lucifer, Satan, Schutzengel etc. ist die Mehrzahl der Beiträge Themen gewidmet, die nicht unmittelbar zu erwarten waren oder an die Engelweisheit unserer Sprache anknüpfen: Burn-out, Druckfehlerengel, Engelsgeduld, Fußball, Himmlische Buchführung, Influencer, Klimawandel, Luther, Karl May, Missbrauch, Musik, Pippi Langstrumpf, Queen Elisabeth II. (so ist auch das „Q“ gesichert!), Resilienz, Schlafstörungen, Sündenbock, Tango, Teufelskreis, Transgender, Ukraine, Werbung.
Es gibt keinen besseren Einstieg in das Buch als den Artikel „Engelforschung“. Wo, wenn nicht hier, sollte der Autor seine Anliegen preisgeben? Die Begeisterung spricht gleich aus dem ersten Satz: „Die Engelforschung oder griechisch Angelologie gehört gewiss zu den beglückendsten Aufgaben der Kulturwissenschaft. Sie ist eine Lebens- und Lesekunst“. Kulturwissenschaft – das ist das Habilitationsfach des Autors. Kulturwissenschaft – das ist aber auch diejenige Wissenschaft, die eine Brücke schlägt zu den Lebensräumen der Menschen, „Kultur“ genannt: „Engelforschung arbeitet interdisziplinär. Mit spirituellem Spürsinn sucht sie die Spuren der Engel in den heiligen Texten der Menschheit, in Anthropologie, Philosophie, Liturgie, Hymnologie, in Kunst, Musik, Dichtung, Tanz und ungezählten weiteren Disziplinen. Ihr methodisches Vorgehen steht in der talmudischen Tradition des religiösen Gesprächs und einer kombinatorischen Fantasie“. Besser lässt sich Ziel und Methode dieses Buches nicht kennzeichnen.
Und wo bleibt die Theologie? Soweit sie ihre kulturstiftende Kraft gewahrt hat, wird sie all ihren Stoff seit der Bibel über Dionysius Areopagita und Thomas von Aquin bis zu Papst Franziskus wiederentdecken und im Autor einen der Ihren finden. Doch Uwe Wolff buhlt nicht um diese Anerkennung: „Die Theologie hat im Laufe ihrer Geschichte Abschied von Gott genommen, Abschied von Sünde und Teufel, Abschied von der Kirche, Abschied von Kreuz und Erlösung, Abschied von der Auferstehung Jesu und dem Weltgericht. Die Engel hat sie nicht übersehen, aber eines Abschieds für unwürdig gehalten. Manchmal ist es ein Segen, unter dem Radar der sogenannten Wissenschaft zu fliegen“.
Unter dem Radar – dies scheint auch die beliebteste Flugzone der Engel zu sein. Man kann sie nicht objektivierend „fest-stellen“ wollen. Sie sind in Bewegung und tauchen in den höchsten Höhen und den tiefsten Abgründen unserer Existenz ungefragt auf: in den Prüfungen Hiobs und im Ringen Jaakobs am Jabbok ebenso wie in den Engelerfahrungen von Marc Chagall, Karl May und vielen anderen, deren Zeugnisse das Buch uns nahebringt. Zu ihnen gehört auch der Autor selbst. So kann nur jemand über Engel sprechen, der mit ihnen lebt und deshalb anderen dazu verhelfen kann, zu eigenen Begegnungen mit ihnen zu finden. An keiner Stelle des Buches wird sich das Gefühl einstellen: „Nun weiß ich Bescheid.“ Uwe Wolffs Werk entzieht sich jeder Objektivierung. Eine spannungsreiche Vielgestaltigkeit bleibt erhalten: Der kämpferische Erzengel Michael steht neben den schwachen, verletzlichen Engeln im Werk von Paul Klee und Walter Benjamin.
Immer lesen wir über Engel im Spiegel von Zeugen und Zeuginnen, und so begegnet uns in diesem Buch auch Uwe Wolff selbst. Wie hat er nur diesen immensen Schatz zusammengetragen? Vielleicht auf Zehntausenden von Karteikarten, wie sie sein verehrter Lehrer Hans Blumenberg anzulegen pflegte? Dankbar dürfen wir ihm vor allem für seine literarische Gestaltungskraft und seine kreativen Aphorismen und aphoristische Zitate sein, von denen einige wenige hier abschließend zum Lesen des Buches anregen können: „Schweigende Engel atmen nur einmal durch. Dann singen sie wieder“. „In jedem Herzen gibt es einen Engelberg. Jederzeit können wir auf seinem Gipfel Momente der Stille und Augenblicke aus der Ewigkeit erfahren“. „Mütter sind Engel in der Lehre – Großmütter sind Engel, die eine zweite Chance bekommen haben“. „Jede spirituelle Wiedergeburt hinterlässt Schwangerschaftsnarben auf der Seele“. Die Bilanz, mit der die Engelwelt sich auf den Gott öffnet, der sie als Boten und Begleiter sendet, sei Ernst Jünger überlassen, dessen Tagebuchnotiz vom 23. Dezember 1944 Uwe Wolff zitiert: „Wir müssen uns in unserer Eigenschaft als Rationalisten überwinden lassen, und dieser Ringkampf findet heute statt. Gott tritt den Gegenbeweis gegen uns an“. Möge ihm durch seine Engel Erfolg beschieden sein!
(Die Autorin ist Inhaberin des Lehrstuhls für Dogmatik und Theologie der Ökumene.
Ihre Besprechung erschien in der Tagespost vom 23. November 2023)
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„Uwe Wolff lässt auch keinen modernen Bezug aus. Es ist die Rede von «dunklen Influencern», «Gebets-App», «Transgendern», von «Stalkern», «Hacker-Teufeln», vom «Firewall der Datenengel» und «Burn-out»; sogar das Wort «woke» fällt mehrfach. Wolffs Sichtweise ist multikulturell und multireligiös: Alle Religionen kennten den Schutzengel, schreibt er, das orthodoxe Judentum, die papsttreuen Katholiken, bibelfeste Evangelikale oder schiitische Muslime.“
Heimo Schwilk in der Weltwoche 51/52 2023
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"Und wenn die Welt voll Teufel wär' und wollt' uns gar verschlingen,
dann wäre es ganz gut, jemanden wie Uwe Wolff in der Nähe zu haben.
Der promovierte Theologe, Romanautor und Studiendirektor gilt bundesweit
als 'Deutschlands bekanntester Engelforscher' und strahlt
mit fast überirdisch positiver Lebenshaltung das Böse einfach weg.
Da ist wer, der uns hält, sagt Wolff, gießt Ingwertee nach,
streichelt den Retriever sanft über den Kopf - und sofort glaubt man es."
Ulrike Posche - in: STERN 52/2019. S. 31.
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"Engel sind zauberhafte Wesen. Wenn Uwe Wolff, früher Studiendirektor
an einem Hildesheimer Gymnasium, heute Autor und Engelforscher,
mal ausnahmsweise salopp formuliert,
dann nennt er sie 'spirituelle Bodyguards'."
Irmgard Hochreither & Peter Sandmeyer - in: STERN 52/2010.
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"'1989 begann die Renaissance der Engel', sagt Uwe Wolff.
Seither kommt kaum ein Programm einer Evangelischen Akademie
mehr ohne Wolffs Deutungen der Himmelschöre aus;
hören Therapeuten, Sterbebegleiter und Benediktiner begierig
auf Wolffs Forschungsfrüchte.
Langsam aber sicher beflügelt die Erinnerung an die lange vergessenen Helfer
auch den Alltag der kirchlichen Basis."
Jörg-Uwe Albig in: GEO Nr. 12/ Dezember 2000
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